Nimmt man in das Verzeichnis der Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Schladming näher Einblick, so kann man feststellen, dass Schladming und seine Umgebung häufig von zum Teil verheerenden Hochwässern heimgesucht wurde. Dies gilt natürlich für jene Zeiten vor 1874, da noch keine Feuerwehr zu hilfreichem Einsatz gerufen werden konnte.

Verschiedentlich sind uns Nachrichten über solche Überschwemmungen erhalten. So etwa über jene im Jahre 1679, bei der am 2. August um ca. 21 Uhr der Schladminger Vikar Dr. Udalrikus Hölzl auf dem Heimweg von Pichl a. d. Enns mit seinem Reitpferd in der hochwasserführenden Enns ertrank. Bis zur Uferverbauung der Enns hatten Hochwässer auch zu wiederholten Malen Veränderungen des Flussbettes zur Folge. Dies war z.B. in den Jahren 1736 und 1737 der Fall.

Aber auch der Talbach war vor Jahrhunderten für Schladming immer wieder eine große Gefahr, wenn sich bei Hochwässern seine schmutzigbraunen Wassermassen durch die enge Schlucht der Klamm zu Tal wälzten. Unzählig sind die großen und kleinen Einsätze bei Unwettern, die sich seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schladming ereigneten.

So sah der 30. Juli 1897 die Männer der Schladminger Feuerwehr in hartem Hochwassereinsatz. Durch die Wassermassen wurden viele Wege, Brücken und Straßen zerstört und sogar der Bahnverkehr musste für einige Tage eingestellt werden. Weiters riss das Hochwasser die Possenbrücke, Kriegerwasserleitung, und den Judensteg mit sich fort; unter der Schladminger Brücke häufte sich massenhaft Material und drohte dieselbe einzustürzen. Nur durch rasches Eingreifen der Steigerabteilung der Schladminger Feuerwehr unter Führung ihres Kommandanten Ferdinand Kofler und persönlicher Leitung des Hauptmannes Franz Loidl gelang es, nach vierstündigem, rastlosen Arbeiten unter strömendem Regen die Brücke freizumachen und sie dadurch vom sicheren Untergang zu retten.

Bezirksobmann Conrad Keller war Tag und Nacht bei den Brücken tätig, und so gelang es, sämtliche Brücken auf der Bezirksstraße zu retten; leider aber sind die Stierer-, Lechen-, Oberhauser-, Weißenbacher- und Eisbrücke Opfer der rasenden Flut geworden. Der Rössingweg ist gänzlich unpassierbar, auch die schöne Ramsau hat großen Schaden genommen.

Noch größere Schäden richtete das Hochwasser am 12. und 13. September 1899 an. Die Feuerwehr musste an diesen beiden Tagen dreimal bei Nacht und zweimal während des Tages ausrücken, um Hilfs- und Sicherungsarbeiten im Bereiche der aus den Ufern getretenen Enns und des Talbaches zu leisten. Große Flächen durchtränkten Bodens drohten vom Grubegg abzurutschen und bildeten eine akute Gefahr für Schladming.Die Eisenbahn war acht Tage unterbrochen und die Sommergäste konnten nur per Pferdewagen abreisen.

Von diesen aufregenden Tagen liegt ein Erlebnisbericht von Josef Schmid, einem ehemaligen Schladminger, der später nach Graden in der Weststeiermark übersiedelt ist, vor.

"Im Jahre 1899 regnete es pausenlos drei Wochen, die Flüsse und Bäche überschwemmten die Umgebung. Vom Grubegg rutschten große Waldflächen mit den darauf stehenden Bäumen zu Tal. Die Häuser, die sich in der Nähe dieser Rutschungen befanden, mussten geräumt werden.

Die Feuerwehr weckte um 12 Uhr nachts die Bewohner von Schladming zur Bereitschaft. Die Feuerwehr wollte zum E-Werk vordringen, was aber wegen der Lawinengefahr sehr gefährlich war. Auch stand das Wasser einen halben Meter hoch über den Brücken.

Mein Vater konnte aus dem Maschinenhaus nicht heraus und die Rettungsmannschaft nicht hinein, weil das Maschinenhaus durch Erdlawinen, Felsblöcke und Baumstämme verlegt war. Erst in den Morgenstunden war es möglich, in das E-Werk einzudringen und meinen Vater, dem Gott sei Dank nichts passiert war, zu befreien.

Am nächsten Morgen rief Pfarrer Franz Wagner die Bevölkerung zu einem Bittgottesdienst auf. Es hatten auch Leute die Kirche aufgesucht, die man sonst nie bei einem Gottesdienst sehen konnte. Nach der Betstunde regnete es nicht mehr und Nachmittag kam die Sonne, wodurch die Aufräumungsarbeiten leichter durchgeführt werden konnten, denn die Schäden waren sehr groß."

Am 26. Dezember 1899 beschloss eine Vollversammlung der Marktgemeinde im Hinblick auf die großen Gefahren, denen der Ort bei Unwettern ausgesetzt war, aber auch im Sinne eines geordneten Wasserhaushaltes, Vorarbeiten für Schutzbauten im Grubegg in die Wege zu leiten. Gleichzeitig wurde eine Hochquellenleitung mit Ortskanalisierung projektiert.

Dieser Beschluss bildete die Grundlage zur späteren Grubegg-Verbauung und Errichtung einer Hochquellenleitung, sowie der Kanalisierung von Schladming, die im Jahre 1907 fertig gestellt wurde und auch für die Feuerwehr von größter Bedeutung war, da nun die Wasserversorgung durch Hydranten erfolgen konnte.

Einen Großeinsatz der Feuerwehr erforderte am 7., 8. und 9. September 1920 eine Hochwasserkatastrophe größten Ausmaßes. Enns und Talbach führten nach einer langen Regenperiode Hochwasser und richteten bedeutenden Schaden an Brücken und Wegen an.

Von Mandling bis Aich waren mit Ausnahme der so genannten "Galgenbühelbrücke" und der Eisenbahnbrücke bei Haus, alle Ennsbrücken durch die Hochwasserfluten weggerissen worden. Bis zur Erbauung einer Notbrücke mussten die Waggons für Schladming beim Galgenbühel entladen werden.Die noch in Schladming und Umgebung weilenden Sommergäste hatten bis zur Behebung der ärgsten Schäden keine Möglichkeit abzureisen.

Ein Hochwassereinsatz, der auch hier Erwähnung finden soll, fand im August 1949 statt. Es gab zuerst Neuschnee auf den Bergen, dann einen Warmwettereinbruch, der naturgemäß Enns und Talbach wieder anschwellen ließ. Die Folgen im Talbachabschnitt Gasthof Pruggerer-Schladming waren verheerend. Auf weite Strecken wurde der Fahrweg weggerissen, Stützmauern zerbarsten unter der Kraft der tosenden Wassermassen - die Aufrechterhaltung der bisher üblichen Verbindung ins Unter- und Obertal entlang des Talbaches war nicht mehr möglich. Aber auch entlang der Enns gab es weit reichende Überflutungen.

Die Seebacherbrücke war schwer beschädigt und musste gestützt werden. Dabei wurde eine technische Meisterleistung der Firmen Holzbauwerk Bachler und Baumeister Pekoll in kürzester Zeit vollbracht. In der Badgasse mussten Wohnungen evakuiert werden, da dort das Wasser knietief in den Räumen stand. Die Lage in Schladming war so bedrohlich, dass man sich veranlasst sah, den Notstand auszurufen.

Trotz des Großeinsatzes in Schladming wurden Feuerwehrmänner auch noch nach Oberhaus abkommandiert, da dort der Oberhausbach aus den Ufern getreten war und die Überschwemmung bedrohliche Formen annahm.

12. und 13. August 1959

Wiederum waren lange anhaltende Regenfälle die Ursache dieses Hochwassers. Bereits um 22.30 Uhr des 12. August wurde der erste Alarm gegeben, da der Campingplatz in der Badgasse unter Wasser stand. Der Platz wurde evakuiert und die Campinggäste fanden in der Jugendherberge provisorisch Unterkunft.

  • 1959: Auch der Sportplatz ist überflutet

    Auch der Sportplatz ist überflutet

  • 1959: Badgasse

    Badgasse

  • 1959: Vergeblicher Versuch die Rauterbrücke (jetzt Ramsauerbrücke) zu retten.

    Vergeblicher Versuch die Rauterbrücke (jetzt Ramsauerbrücke) zu retten.

  • 1959: Die obere Talbrücke konnnte gehalten werden.

    Die obere Talbrücke konnnte gehalten werden.

Um 5 Uhr früh des 13. August war Großalarm, da das Hochwasser der Enns und des Talbaches bedrohliche Formen angenommen hatte. Die Brauereibrücke senkte sich an der Westseite, die Stiererbrücke wurde von den Fluten fortgerissen und auch die Rettenbachbrücke (Bahnhofbrücke) hielt dem Hochwasser nicht mehr stand. Die geborstene Brücke beschädigte in der weiteren Folge auch die Lacknerbrücke schwer und riss sie mit sich in die Fluten.

Unter der Mithilfe der Bevölkerung gelang es die beiden Talbach - Brücken im Bereiche der Sägewerke Kraiter und Seebacher zu halten. In Schladming war der Notstand ausgerufen worden, außerdem ermächtigte Landeshauptmann Krainer den Bürgermeister von Schladming Bundesheer-Einsatz anzufordern. Durch den Bau einer neuen Bahnhofbrücke beim Rettenbachhof durch Pioniereinheiten war die Wiederaufnahme des Verkehrs mit dem Bahnhofviertel binnen kurzer Zeit ermöglicht worden.

In den Berichten über den Katastropheneinsatz wird besonders auch auf die Mitarbeit der Bevölkerung hingewiesen, wobei dankend vermerkt wird, dass viele Frauen sich bei Tag und Nacht um die Verpflegung der im Einsatz stehenden Helfer bemühten. Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Schladming standen insgesamt 1230 Stunden im Einsatz. Der Schaden, den das Hochwasser den Einrichtungen der Feuerwehr zugefügt hatte, belief sich auf rund 40.000 Schilling.

12. August 2002

Starke Regenfälle im angrenzenden Salzburgerland ließen die Enns wieder anschwellen und aus den Ufern treten. Auch der Talbach führte Hochwasser. Mit unzähligen Sandsäcken versuchte sich die Bevölkerung teils mit Erfolg, teils ohne, vor den Wassermassen zu schützen.

  • 2002: Unterspülte Bahngleise Richtung Pichl

    Unterspülte Bahngleise Richtung Pichl

  • 2002: Brücke Firma Karl Pitzer

    Brücke Firma Karl Pitzer

  • 2002: Ennsau Nähe Niederl-Brücke

    Ennsau Nähe Niederl-Brücke

  • 2002: Ramsauerbrücke

    Ramsauerbrücke

  • 2002: Badgasse

    Badgasse

  • 2002: Badgasse

    Badgasse

  • 2002: Lehenbrücke

    Lehenbrücke

Fast alle Feuerwehren des oberen Ennstales waren im Dauer-Einsatz, Brücken wurden weggerissen oder so beschädigt, dass sie erneuert werden mussten. So auch die Rettenbacher-Brücke in der Nähe des Rüsthauses.